Geschichtliches

Gründung

Am 1. Juni 1902 hoben 12 sangesfreudige Männer, in der damals ca. 800 Seelen zählenden Gemeinde Eschhofen, den MGV „Fidelio“ aus der Taufe. Das Amt des 1. Vorsitzenden wurde Johann Fluck übertragen. Den Dirigentenstab übernahm Gründungsmitglied Josef Scherzinger. Dienstags, donnerstags und sogar sonntags wurden die Gesangstunden eifrig besucht. Nach kurzer Zeit, am 31. August 1902, fand schon das erste Konzert statt.

Das Vereinslokal befand sich in den Räumen der Gaststätte von Josef Schlosser in der Langgasse, zu der auch ein sehr günstiger Saal für Konzertveranstaltungen gehörte. Im heimatlichen Bereich besuchte man alle Sängerfeste und so wurde der „Fidelio“ im Limburger Raum schnell als leistungsfähiger Chor geschätzt und anerkannt.

Im Jahr 1905 übernahm Jakob Henz den Gaststättenbetrieb von Josef Schlosser. Als neuer Vereinswirt wurde er zugleich aktives Mitglied des Vereins. Im gleichen Jahr löste Jakob Fluck den 1. Vorsitzenden Johann Fluck ab, nichtsahnend, dass er diese Tätigkeit 30 Jahre ausüben würde. Die Zahl der Mitglieder stieg ständig. Zielstrebig bereitete man ein großes Sängerfest vor, dass der Weihe der neuen Vereinsfahne dienen sollte. Unter Beteiligung von mehr als 30 Chören wurden die Festtage vom 3. bis 4. Juli 1910 zu einem herausragenden Ereignis in der jungen Vereinsgeschichte.

Fahnenweihe

Unter Leitung von Herrn Lehrer Johann Heep, der 1911 den Dirigentenstab übernommen hatte, wagte es der Verein, sich bei den Gesangwettstreiten 1913 in Niedershausen und 1914 in Fischbach (Ts) mit anderen Chören zu messen. Hier wurden mit einem 1. Klassenpreis und 2. Ehrenoreis großartige Erfolge erzielt.

Konzertticket 1912

Als 1914 der 1. Weltkrieg ausbrach, musste zugleich auch die so zuversichtlich entwickelte Vereinsarbeit unterbrochen werden. Ein großer Teil der Mitglieder wurde zum Kriegsdienst einberufen und mancher treue Sänger musste im Krieg sein Leben lassen. Ein schmerzlicher Verlust für die Angehörigen wie auch für den Verein.

Nach dem 1. Weltkrieg

Nach Kriegsende wurde der aktive Vereinsbetrieb unter Leitung von Herrn Lehrer Heep wieder aufgenommen und am 29. Mai 1919 konnte schon das erste Konzert aufgeführt werden. Mit dem erfolgreichen Wiederbeginn bekam die Chorarbeit mehr und mehr Auftrieb. Doch schon bald brachte die Inflationszeit erneut große Schwierigkeiten. Von dem mühsam erarbeitetem Vereinsvermögen blieben am Ende nur ein paar Pfennige übrig. Auch diese Krise konnte den Willen un Ehrgeiz der Sänger nicht brechen. Dem Besuch von Gesangwettstreiten wurde wieder große Bedeutung beigemessen und in Freiendiez 1922, Fachbach 1925 und Lindenholzhausen 1926 unterschiedliche Erfolge erzielt.

Mit großem Eifer traf man Vorbereitungen zum 25-jährigen Jubiläumsfest, welches mit der Durchführung eines Gesangwettstreites am 10. Juni 1927, an dem 20 Vereine teilnahmen, seinen Höhepunkt erreichte.

Nach 15-jähriger wirkungsvoller und erfolgreicher Tätigkeit als Chorleiter des „Fidelio“ bat Herr Lehrer Heep im Juli 1927 den Verein um seine Freistellung. Die Mitglieder entsprachen seinem Wunsch und ernannten ihn zu ihrem Ehrenchorleiter. An seine Stelle trat Herr August Buschung aus Niederselters, ein erfahrener Fachmann im Bereich der Chormusik. Herr Buschung brachte neue Impulse in das Vereinsleben und Dank seiner Initiative wurden die Konzerte und Veranstaltungen hervorragend gestaltet. Bei den besuchten Kritiksingen und Wettstreiten wurden beachtliche Erfolge erzielt.

Anfang der 30er Jahre brachten soziale und politische Ereignisse Unruhe, Zwietracht und Verdruss in den sonst so fröhlichen Verein. Arbeitslosigkeit machte sich breit und politische Parolen wurden in die Vereine getragen. Dennoch konnte ein kleiner Kreis von Idealisten den Vereinsbetrieb aufrecht erhalten.

Ein überaus fröhliches Ereignis aus dem so trüben Vereinsleben soll dennoch festgehalten werden. Aus Anlass des DSB-Festes 1937 in Breslau, weilte auch unser damaliger 1. Vorsitzender Jakob Wey, der den Vorsitz 1935 von Jakob Fluck übernommen hatte, in der Feststadt. Er hatte sich die Fahrt nach Breslau selbst finanziert. Der Empfang bei seiner Rückkehr war besonders festlich. In einem wahren Triumphzug wurde Jakob Wey am 3. August 1937 abends um 20:00 Uhr am Bahnhof Eschhofen begrüßt. Unter den Klängen der heimischen Feuerwehrkapelle geleitete man ihn durch die Ortsstrassen zum Vereinslokal Henz. Die Medaille des DSB-Festes um den Hals gehängt und die Vereinsfahne schwenkend ließ Jakob Wey diese Huldigung glückstrahlend über sich ergehen.

Jakob Wey

Der von 1939 bis 1945 dauernde 2. Weltkrieg riss eine große Lücke in den Verein. Viele Mitglieder, unter ihnen mehrere hoffnungsfrohe Sänger verbluteten auf den Schlachtfeldern oder starben in den Gefangenenlagern. Das Schicksal einiger Mitglieder ist bis heute noch ungeklärt. Fürwahr eine ernste, traurige und schreckliche Bilanz.

Nach dem 2. Weltkrieg – Die Ära Lebeda beginnt

Für den Neubeginn nach 1945 musste zunächst eine neue Konzession zur Wiederaufnahme des Vereinsbetriebes bei der amerikanischen Militärregierung beantragt werden. Diese wurde im Frühjahr 1946 zugestellt und der Neubeginn des aktiven Vereinslebens wurde schnell vollzogen.

Die musikalische Leitung des Chores übernahm Sangesbruder Johann Müller. Das erste Konzert konnte, wenn auch nur mit einem kleinen Chor von 23 Sängern, im Herbst 1946 im Saalbau Ries aufgeführt werden. Danach begann ein kometenhafter Aufstieg des Vereins. Innerhalb weniger Monate konnte im damaligen Probenraum des Gasthauses Fachinger die größte aktive Sängerzahl seit Gründung des Vereins festgestellt werden. Der über 70 Sänger zählende Chor verlangte nach einem leistungsfähigen Chorleiter. Es war ein glücklicher Zufall des damaligen Vorstandes Herrn Kapellmeister Theodor Lebeda als neuen Chorleiter für den Verein zu gewinnen. Am 16. Juni 1947 übernahm der 27-jährige Theodor Lebeda die musikalische Leitung unseres Chores. Mit den Konzerten am 30. November 1947 (nachmittags und abends) im Saalbau Pötzm bestätigte Herr Lebeda seine großen Fähigkeiten als Chorleiter mit einem erstklassig gestalteten Konzertprogramm.

Wenn auch die Jahre 1948 und 1949, ausgelöst durch mehrere Änderungen in der Vereinsführung, ein wenig hektisch verliefen, so hielt doch der steigende Leistungsstand im Chor an. Am 2. Juli 1950 besuchten wir mit 59 Sängern den ersten Gesangwettstreit nach dem Krieg in Niederneisen. Unter sieben Chören erreichen wir in der Klasse 2b einen 2. und 3. Preis. Wir machten aber dabei die Erfahrung, dass bei den Wertungsrichtern nur noch zeitgenössische Chorliteratur gefragt und höher bewertet wird.

1950 übernahm Toni Ries den Vorsitz des Vereins. Unter seiner Leitung wurde auch eine vernünftige Breitenarbeit angestrebt. Das Theaterspiel wurde von den Laienspielgruppen gepflegt. Kappensitzungen, ebenfalls unter der närrischen Leitung von Präsident Toni Ries, erweiterten die Unterhaltungsveranstaltungen.

Theatergruppe 1950

Hintere Reihe (7 Personen) von Links nach rechts: 1. Friedel Linz, 2. Gregor Stein, 3. Hildegard Henz, 4. Anton Schwarz, 5. Werner Kunz, 6. Hans Brahm, 7. Jakob Wey (schaut aus dem Fenster, hinter der Kulisse hervor); Vordere Reihe (5 Personen) von links nach rechts: 1. Marianne Wagenbach, 2. Arthur Stolz, 3. Anna Jung, 4. Maria Thome, 5. Tonis Ries

Am 29. Juli 1951 wurde das DSB-Fest in Mainz besucht und danach begannen die Vorbereitungen für unser 50-jähriges Vereinsjubiläum, das vom 24. bis 26. Mai 1952 würdig gefeiert wurde. Der ernorme Arbeitsaufwand, der den Festtagen vorausging, fand in einem gut gestalteten und organisierten Festablauf eine dankbare Resonanz der in Eschhofen weilenden Chöre.

Am 28. September 1952 sangen wir im Hessischen Rundfunk in der Sendung „Die Stunde des Chorgesangs“. Vereinsausflüge, die von Sangesbruder Anton Demmer mustergültig vorbereitet waren, gehörten in den 50er und 60er Jahren ebenfalls zum Vereinsleben.

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Hochzeit „mit dem MGV“, 26. Mai 1958

Einen beachtlichen Erfolg erzielte der Chor beim Besuch des Wettstreits am 1. August 1954 in Lorsbach. Der „Höchste Ehrenpreis“ war der schönste Beweis eifriger Chorarbeit. Das DSB-Fest in Stuttgart wurde 1956 von 14 Sängern besucht. Beim Gesangwettstreit am 5. Juli 1959 in Schwabenheim errang der Chor in der Klasse 3a unter 7 Chören den 2. Klassen- und 2. Ehrenpreis. In den 60er Jahren fand die Teilnahme an Prädikat- und Wertungssingen allgemein mehr Zuspruch. Viele Sängerfeste bei heimatlichen Gesangvereinen wurden alljährlich besucht und, wie die Statistik beweist, bei den Wertungssingen beachtlich Prädikaten errungen. Die DSB-Feste 1962 in Essen und 1968 in Stuttgart besuchten jeweils mehrere Sangesbrüder.

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1964 gab Toni Ries nach 12-jähriger Tätigkeit den Vorsitz ab und wurde auf Beschluss der Versammlung für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde das langjährige Vereinsmitglied Gregor Stein einstimmig gewählt. Er setzte sich zusammen mit einem jungen, aktiven Vorstand für die stetige Weiterentwicklung des Chores ein.

70er-Jahre

Am 10. Oktober 1971 wurde im hohen Dom zu Limburg das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn aufgeführt. Die Chorgemeinschaft Lebeda, bestehend aus der Limburger Madrigalvereinigung, dem Kirchenchor St. Marien Limburg und unserem Chor, führten in Verbindung mit der Limburger Orchestervereinigung dieses große Musikwerk auf. Ein Erlebnis für jeden Sänger!

1972 gab unser Vereinswirt Franz Henz seinen Gaststättenbetrieb aus Altersgründen auf und somit mussten wir das Vereinslokal wechseln. 70 Jahre, also seit Gründung, fühlte sich der Verein im Hause Henz wie zu Hause und verbrachte dort ungezählte glückliche Stunden. Der Wechsel zum neuen Vereinslokal Ries „Zepan“ vollzog sich in gutem Einvernehmen und voller herzlicher Dankbarkeit gegenüber der Familie Henz.

Das 70-jährige Bestehen wurde vom 30.9. bis 2.10.1972 unter Mitwirkung des Kirchenchores „Cäcilia“ Eschhofen und dem MGV „Liederkranz“ Dietkirchen im neuen Vereinslokal festlich begangen.

1972_schule_70_jahre

Am 27. Mai 1973 besuchten wir seit längerer Zeit wieder einen Gesangwettstreit, nämlich beim MGV „Brüderlichkeit“ Neuenhain (Ts). Nach Beendigung des Singens erfüllte sich das, wovon unserer Sänger seit 70 Jahren träumten: Der „Fidelio“ hatte alle 1. Preise und den Dirigentenpreis in der Klasse 4b errungen. Eine großartige Leistung unseres Chorleiters Herrn Lebeda mit seinen Sängern.

1973_05_27_Wettbewerb_Neuenhain 1973_05_27_Wettbewerb_Neuenhain_Wertung

Vom 9. bis 13. Juni 1976 wurde das DSB-Fest in Berlin von 14 Sängern besucht. Im Jahre 1977 feierte der Verein sein 75-jähriges Jubiläumsfest. Die Festveranstaltungen fanden mit der Aufführung des Oratoriums „Judas Makkabäus“ von Georg Friedrich Händel in der neuen Limburger Stadthalle einen würdigen Auftakt. Die hervorragende Wiedergabe am 5. März 1977 vor einem begeisterten Publikum, war der dankbare Lohn für intensives Proben. Diese Aufführung erfuhr zugleich eine unvergessliche Lrönung der Leistungen einer Persönlichkeit, der die Musik ein großes Stück Lebenserwartung und Lebensfreude bedeutet: Theodor Lebeda ! Er feierte 1977 zugleich sein 30-jähriges Dirigentenjubiläum beim „Fidelio“. Beim Kommers wurde er für seine langjährige Tätigkeit als Leiter unseres Chores besonders geehrt. An den Festtagen vom 1. bis 4. Juli 1977 sangen bei insgesamt vier Veranstaltungen (Kommers, Gruppen-, Freundschafts- und Prädikatsingen) 43 Chöre in Eschhofen. Vielen ist dieses Fest, das bei herrlichem Wetter stattfand, noch in guter Erinnerung.

In den Jahren 1978 und 1979 beteiligte sich der Chor an Konzerten, Prädikat- und Freundschaftssingen in Obererbach, Görgeshausen, Dehrn, Schadeck und Usingen. Beim Kommers des TV Eschhofen am 30. Juni 1979 zum 75-jährigen Jubelfest des Vereins waren die Sänger ebenfalls präsent.

Ein herausragendes Ereignis war die Mitgestaltung der 700-Jahrfeier der Gemeinde Eschhofen am 1. und 2. Dezember 1979. Der Chor beteiligte sich beim Heimatabend und beim Festzug durch die Ortsstraßen.

80er Jahre

Für 1980 hatte man sich wieder hohe Ziele gesteckt. Am 12. Oktober wurde in der neuen Limburger Stadthalle das Oratorium „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn unter Beteiligung der Chorgemeinschaft Lebeda und der Limburger Orchestervereinigung aufgeführt. Wieder ein voller Erfolg für Chor und Dirigent!

Am 31. August 1981 beteiligte sich der Chor beim 80-jährigen Vereinsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Eschhofen und beim Prädikatsingen des Quartettvereins Dorndorf am 27. September 1981. Der Chor errang zweimal die Note „sehr gut bis hervorragend“. Mit dem „Liederkranz“ Niederzeuzheim als Gastchor wurde am 14. November 1981 ein sehr schönes Herbstkonzert veranstaltet.

Das Jahr 1982 war zugleich das 80. Gründungsjahr des Vereins. Demzufolge war auch das Jahresprogramm angepasst, Der 19. Mai stand im Zeichen des Gedenkens unserer gefallenen und verstorbenen Mitglieder. Die Vorabendmesse zu Christi Himmelfahrt wurde gesanglich mitgestaltet und danach folgte ein gemeinsamer Gang zum Friedhof, wo am Ehrenmal ein Kranz niedergelegt wurde.

Am 21. Mai 1982 stand ein großes Festkonzert auf dem Programm, welches von den „Lebedachören“ hervorragend gestaltet wurde. Der gut besuchte Heimatabend am 22. Mai wurde von den Ortsvereinen und Gesangsgruppen gestaltet. Die Festtage endeten am 23. Mai mit einem zünftigen Frühschoppen.

Neben den zahlreichen Auftritten unseres Chores 1983, bei denen der gute Leistungsstand in besonderer Weise demonstriert wurde, ist die erste Teilnahme des „Fidelio“ beim 18. Chorfest des DSB vom 16. – 20. Juni 1983 in Hamburg als ein weiterer Höhepunkt in der Geschichte des Vereins einzustufen. Hier konnte der Chor gemeinsam mit dem „Liederkranz“ Dietkirchen, dem MGV „Eintracht“ Limburg, der Limburger Madrigalvereinigung, dem Kurhessischen Madrigalchor Kirchhain und dem Vokalensemble Trageser ein gelungenes Stundenkonzert aufführen. Ein schöner Erfolg, entsprechend war die Begeisterung der Sänger!

Beim Prädikatsingen am 11. September 1983 in Sainscheid(Ww) erhielt der Chor zweimal die Note „Hervorragend“. Unser Herbstkonzert am 12.11.1983, von den Sangesfreunden des „Frohsinn“ Niederbrechen mitgestaltet, gehörte zu den besten und musikalisch wertvollsten Konzerten der letzten Jahre.

Das wohl herausragendste Ereignis im Jahre 1984 war die Tatsache, dass unser langjähriger 1. Vorsitzender Gregor Stein sich nicht mehr zur Wiederwahl stellt. Gregor Stein, ein „Urgestein“ des „Fidelio“, leitete 20 Jahre in vorbildlicher und aufopferungsvoller Weise den Verein. Er wurde auf Beschluss der Versammlung an 03.02.1984 für seine Verdienste zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu seinem Nachfolger wählte die Versammlung Sangesbruder Alfred Runkler, der sich bis heute, zusammen mit einem jungen, sehr aktiven Vorstand, erfolgreich für eine stetige Weiterentwicklung des Chores sowie des Vereins einsetzt.

Vom 21. – 23. September 1985 war der Chor zu Gast bei dem befreundeten MGV „Harmonie“ Bühl in Baden. Die herzliche Aufnahme und gute Betreuung durch die Sangesbrüder der „Harmonie“ während unseres Aufenthaltes und der einzelnen Aktivitäten, sowie die Begeisterung des Publikums bei den Liedvorträgen, blieben noch lange in unserer Erinnerung.

Das Jahr 1986 wurde für den aktiven Chor durch zwei besondere Ereignisse geprägt. Zum einen war dies das Konzert des Hessischen Sängerbundes im Theater der Stadt Offenbach, am 14. Mai 1986. Hier konnte der CHor, gemeinsam mit dem „Liederkranz“ Dietkirchen, der „Eintracht“ Limburg, der Limburg Madrigalvereinigung und dem Kurhessischen Madrigalchor Kirchhain das beim Bundessängerfest in Hamburg im Jahre 1983 dargebotene Konzert wiederholen. Der Hessische Rundfunk zeichnete das Konzert auf und sendete es in vollem Umfang, aufgeteilt auf zwei Sendungen, am 09.10. und 02.11.1986.

Das zweite besondere Ereignis war die Mitgestaltung des Oratoriums „Judas Makkabäus“ von Georg Friedrich Händel am 16.01.1986 in der Limburger Stadthalle. Vor einem ausverkauften Haus brachte die Mitwirkung an der Aufführung dem „Fidelio“ den erhofften musikalischen Höhepunkt, auf den der Chor ein Jahr hingearbeitet hatte.

Mit einem Festkonzert feierte am 12. Juni 1987 der Verein das 85-jährige Bestehen und zugleich das 40-jährige Dirigentenjubiläum von Chorleiter Herrn Kapellmeister Theodor Lebeda. Das Mitglied des Bundesmusikausschusses, Herr Alfred Vielsäck, ehrte unsere Chorleiter mit der goldenen Ehrennadel des Deutschen Sängerbundes. Beim Prädikatsingen des MGV „Euterpe“ Hornau in Kelkheim am 23. August 1987 wurde der Chor mit den Prädikaten „Sehr gut – Hervorragend“ und „Hervorragend“ benotet. Die Sangesbrüder des MGV „Harmonie“ Bühl in Baden waren vom 18. – 20.09.1987 im Rahmen ihres Jahresausflugs bei uns zu Gast und wir verlebten mit ihnen drei schöne Tage.

Die Ära Sittel und die 90er

Ende 1988 teilte der Chorleiter, Herr Theodor Lebeda, dem Vorstand mit, dass er mit Ablauf des Jahres 1989 die musikalische Leitung unseres Chores aufgeben wolle. Die Zusage, bis Ende 1989 den Chor zu leiten, ließ dem Vorstand und Chor genügend Zeit, in Ruhe über eine Nachfolge zu entscheiden. Anfang März stellten sich zwei Bewerber, nämlich Frank Sittel aus Niederselters und Andreas Jung aus Lindenholzhausen, den Sängern vor. Sie erläuterten dabei ihre Vorstellungen über eine eventuelle Zusammenarbeit. Nach eingehender Beratung in der Vorstandssitzung am 31.03.1989 und reger Diskussion in der sich anschließenden Sängerversammlung, entschieden sich die Sänger für den Bewerber Frank Sittel. Er übernahm am 1. September 1989 die Leitung des Chores.

…Fortsetzung folgt…

Frank Sittel (*1949) – Dirigent von 1989 bis 2019

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…stammt aus einer Familie in Niederselters, die sich seit Generationen mit Musik in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen verbunden weiß. Daher war seine systematische Ausbildung im Klavier- und Orgelspiel vom frühestmöglichen Termin an für seine Eltern selbstverständlich. Prägend auf ihn wirkten vor allem sein Vater Georg; der Limburger Domorganist und Professor an der Frankfurter Musikhochschule, Friedrich Troost, und seine Lehrer am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main: Generalmusikdirektor Dr. Ernst Cremer, die Professoren Angelika Nebel, Kurt Hessenberg, Philipp Mohler, Friedrich Zipp und Richard Rudolf Klein sowie Wolfgang Hauck und der frühverstorbene Organist Peter Kempin aus Wiesbaden. Entscheidend für die musikalisch-künstlerische Ausbildung waren die frühen Jahre im Limburger Domchor und bei den Limburger Domsingknaben unter der Leitung von Domkapellmeister Hans Bernhard. Darüber hinaus nahm er an weiterbildenden Seminaren und Meisterkursen bei Marcel Couraud (Frankreich), Dr. Paul Brandvik (USA),  Gottfried Wolters und Willi Träder (Deutschland) teil.

Die Nutznießer des vielseitig tätigen Musikers sind die von ihm geleiteten Chöre in Hessen und Rheinland-Pfalz. Er ist Preisträger und Juror nationaler und internationaler Chorwettbewerbe. Als Organist ist er in der Pallottiner- und Pfarrkirche St. Marien in Limburg tätig. Das Glashüttener Adventssingen und die Selterser Kulturwochen wurden zehn Jahre von ihm künstlerisch geleitet. Konzerte sowie Chor- und Instrumentalaufnahmen mit dem Hessischen Rundfunk zeugen von Anspruch in Literaturauswahl und in der Qualität der Ausführung.

Sittel gehört dem Kuratorium der Stiftung der Kreissparkasse Limburg zur Förderung begabter heimischer Musiker an und ist Vertreter der nebenamtlichen Chorleiter des Diözesan-Cäcilien-Verbandes im Bezirk Limburg.

Stilvolle geistliche und weltliche Solo-, Chor- und Instrumentalmusiken aus seiner Feder liegen vor.